Ende 2018 wird die Steinkohleförderung in Deutschland eingestellt

von Martin Pulch, 30.01.2018, 19:57 Uhr

Der Ausstieg aus der Steinkohleförderung in Deutschland Ende des Jahres 2018 steht nun bevor. Zurzeit arbeiten in Deutschland nur noch zwei Zechen, Prosper-Haniel und Ibbenbüren, beide in Nordrhein-Westfalen mit rund 5000 Beschäftigten. Vor 60 Jahren waren es noch 160 aktive Zechen an Ruhr und Saar mit mehr als einer halben Millionen Bergleuten. Der Steinkohlebergbau im Ruhr- und Saargebiet hat maßgeblich zum (Wieder-) Aufbau unseres Landes beigetragen. Die Schwerindustrie war damals der wichtigste Wirtschaftsfaktor. 1951 wurde die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, oft auch Montanunion genannt, gegründet, ein europäischer Wirtschaftsverband und der Vorläufer der heutigen Europäischen Union.

Der Abbau der Steinkohle in Deutschland ist sehr teuer, da die Kohleflöze tief unter der Erde liegen. Seit den 1960er Jahren kostet der Abbau einer Tonne deutscher Steinkohle mehr, als sie auf dem Weltmarkt einbringt. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens und Bundesregierung begannen, den Kohleabbau zu subventionieren. Diese Subventionierung wird Ende 2018 eingestellt. Das bedeutet das Aus für den deutschen Steinkohlenbergbau.

Auch dies gab dem Wahlpflichtfachkurs Naturwissenschaften und Ökologie den Anlass, zum Thema „Rohstoffe und Energie“ den Spuren dieser Schwerindustrie nachzuforschen. So besuchten die Schülerinnen und Schüler an einem Wahlpflichtfachtag das ehemalige Bergwerk Velsen im Saarland nahe der französischen Grenze. Es wurde als Lehrstollen für die Ausbildung von Bergleuten ausgebaut und ist voll funktionstüchtig eingerichtet. Die Gruppe erhielt im letzten verbliebenen (aber stillgelegten) Steinkohlebergwerk des Saarlandes einen einzigartigen und spannenden Einblick in den Steinkohlebergbau. Nach der Einfahrt mit der Grubenbahn begann die spannende Führung unter Tage, bei der auch der Schildvortrieb mit Kohlehobel und Walzenschrämlader erklärt wurden. Die Maschinen durften von den Schülern selbst ausprobiert werden. Nach der „Schicht“ durften wir ausnahmsweise mit dem Förderband zum Ende des Stollens fahren, so wie es früher verbotenerweise auch manche Kumpel machten.

Im Anschluss an dieses Erlebnis fuhren wir mit der Bahn zum zweiten Ziel des WPF-Tages, der Völklinger Hütte. Die Völklinger Hütte ist ein ehemaliges Eisenwerk und wurde 1986 stillgelegt. 1994 ernannte die UNESCO die Völklinger Hütte als erstes Industriedenkmal auf der Welt zum Weltkulturerbe. An diesem Nachmittag konnten wir nur einen Bruchteil des 7 km langen Rundweges bestreiten. Durch die dunklen Gänge der Möllerhalle führte der Weg hoch hinauf auf die Aussichtsplattform am Hochofen. Der Aufstieg über die Gichtbühne zum Dach der Winderhitzer in 60 Metern Höhe über offene Gitterroststufen war nur was für Schwindelfreie. Von hier oben hatten wir einen tollen Ausblick auf das 260 Hektar große Gelände der Saarstahl AG, von dem die Weltkulturerbefläche „nur“ 10 Hektar einnimmt. Die komplette Gichtbühne ist in ihrer ganzen Länge von 240 Metern begehbar. Unten am Kohlegleis stellten sich die Mutigen von uns noch in den Orkan eines Winderhitzergebläses. Um 21.30 Uhr ging unser spannender Wahlpflichtfachtag zu Ende.