Sponsorenradtour gegen Kinderarbeit
von Christian Wittkowsky, 27.11.2007, 15:53 Uhr
Im Frühjahr dieses Jahres (07) besuchte uns auf Anregung unseres Religionslehrers Herr Seibeld Benjamin Pütter, freier Mitarbeiter von Misereor, um die 7. Klassen und weitere interessierte Schüler und Lehrer über Kinderarbeit in Indien zu informieren.
Benjamin Pütter ist Beauftragter / Experte für Kinderarbeit bei Misereor und als solcher ca. 6 Monate im Jahr hauptsächlich in Indien, aber auch in anderen Ländern unterwegs, um Fälle von Kinderarbeit aufzudecken. Er erzählte in der Aula unserer Schule unglaublich erschütternde Geschichten von Familien und Kindern, die er persönlich kennen gelernt hat, die Zeit ihres Lebens in Steinbrüchen arbeiten müssen, weil Ihre Eltern unverschuldet in eine Schuldknechtschaft geraten sind und wo dann die ganze Familie für die Steinbruchbesitzer arbeiten muss, ohne jemals eine Chance zu haben, aus dieser Abhängigkeit herauszukommen. Ebenso erklärte er auch Zusammenhänge zwischen unserem Konsumverhalten hier in Mitteleuropa und dem Übel der Kinderarbeit bspw. an Webstühlen oder in Manufakturen in Ländern der dritten Welt (Bsp. Teppiche, Fußbälle oder Sportschuhe aus Kinderarbeit). Überraschend war auch die Tatsache, daß in Deutschland ca. 2/3 der Grabsteine auf den Friedhöfen nachweislich aus Steinbrüchen in Indien stammen, in denen Kinder arbeiten müssen. Die Betroffenheit der meisten Schüler hierüber führte in den nachfolgenden Religions- und Ethikunterrichten dazu, daß Hilfsaktionen und Maßnahmen überlegt wurden, diesen unglücklichen Kindern und ihren Familien irgendwie zu helfen. Außer dem Verbot der Einfuhr und der Verwendung solcher Steine aus Kinderarbeit (Zertifizierung als Steine, die nachweislich nicht aus Kinderarbeit stammen durch die Organisation Xertifix) ist natürlich auch viel Geld erforderlich, um die Familien aus ihrer Schuldensituation herauszulösen. Herr Seibeld knüpfte daraufhin zusammen mit Herrn Pulch schon bald Verbindungen zum Dekanat Andernach-Bassenheim, wo die Firmlinge sich im Sommer auf eine Sponsorentour vorbereiteten, um Geld zur Befreiung eines Steinbruches von Kinderarbeit mit Fahrrädern zu erfahren. Der Tag des „Tal total“, an dem das Rheintal von Koblenz bis Boppard für den normalen Verkehr gesperrt ist, eignete sich hervorragend für das Unternehmen Sponsorenfahrradtour. Eine Gruppe von ca. 22 Schülerinnen und Schülern, Herr Pulch, Herr Seibeld fuhren an diesem Tag ca. 90 km und erwirtschafteten dadurch zusammen mit den Firmlingen des Dekanates Andernach-Bassenheim soviel Geld, daß insgesamt auch mit den übrigen Aktionen der Jugendlichen jetzt schon die Summe von etwa 15.000 € zur Verfügung steht. Damit ist der erste Steinbruch von Kinderarbeit befreit, denn soviel Geld ist nötig, um die entsprechenden Verhandlungen mit den Besitzern vor Ort zu führen und die Steinbrüche in genossenschaftsähnliche Strukturen zu überführen, von denen die Familien alle profitieren und in denen keine Kinder mehr arbeiten dürfen. Wir haben also einen Steinbruch von Kinderarbeit befreit!!!