Jugendvertreter der Parteien diskutieren in der Aula der IGS
von Christian Wittkowsky, 04.09.2017, 20:28 Uhr
Hart, aber fair diskutierten die fünf Jugendvertreter Anna Neuhof (Grüne), Julian Kettemer (CDU), Luca Lichtentaeler (FDP), Justin Cedric Salka (AFD) und Martin Diedenhofen (SPD) in der Aula der IGS über die Themen „Populismus“ und „Gender“. Besonders die Oberstufenschüler und die IGS-Schulsprecherin bezeichneten die Podiumsdiskussion, die von Frank Seckler vom Jugendforum Politik (Jufo) moderiert wurde, als „gelungen“ und „wahnsinnig interessant“.
Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus. Die ganze Stadt ist voll mit Wahlplakaten und auch im Sozialkunde und Gesellschaftslehre Unterricht ist die Wahl ein Thema. Da kam das Veranstaltungsangebot des Jugendforums aus Mainz gerade recht, denn die JUFO hat sich zur Aufgabe gemacht, den realen politischen Diskurs in die Schulen zu tragen. Zu bestimmten Themenfeldern diskutieren Vertreter aller relevanten Parteien auf der Bühne und mit den Zuschauern und ermöglichen so eine neidrigschwellige Realbegegnung mit Poltik, die einer größeren Anzahl von Schüler wohl sonst verwehrt bliebe.
Für viele Schüler des Jahrgangs 12 steht das erste Mal eine Wahl an und da in den Grund-und Leistungskursen eingehend über die Wahlen gesprochen wird, war die Diskussion der verschiedenen Parteienvertreter eine willkommene Vorbereitung. Doch nicht nur Schüler der Oberstufe wollten die Veranstaltung sehen, sondern auch Mittelstufenschüler hatten sich eingefunden.
Beim Thema Populismus war AFD-Kandidat zunächst damit beschäftigt, die Rolle seiner Partei näher zu umreißen und darzustellen:“ Wir vertreten klare und sicherlich auch manchmal unbequeme Positionen. Wir brechen Tabuthemen auf, doch das ist kein Populismus, wie uns oft angedichtet wird“, versuchte er sich und die AFD zu verteidigen. Die Aussichten seiner Partei sieht er sehr zuversichtlich: „Es gibt Umfragen, die uns bei 13 Prozent sehen. Wir profitieren sicherlich von der Politiverdrossenheit vieler Menschen in Deutschland. Sicher gibt es aber auch in unserer Paertei immer wieder Politiker, die uns mit manchen Äußerungen irritiert haben“, gab er unumwunden zu. Luca Lichtentaeler von der FDP wies darauf hin, dass die Parteien das leidige Thema „Zuwanderung“ nicht der AFD überlassen sollten. „Wir brauchen eine qualifizierte Zuwanderung, die gut überlegt und ohne Stammtischparolen abläuft“, so Lichtentaeler. Einig waren sich alle Parteivertreter, dass der Populismus, der auch weltweit immer mehr um sich greift, nicht so einfach hingenommen werden dürfe, da er vereinfache und zur Schwarzmalerei neige. Dabei dürfe kein Unterschied zwischen Links-und Rechtspopulismus gemacht werden, so die Jungpolitiker.
Beim zweiten Thema „Gender“ herrschte bei den Kandidaten Uneinigkeit, was darunter nun wirklich zu verstehen sei. Diskutiert wurde jedenfalls über die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern. Klarer Konsens herrschte dagegen in der negativen Bewertung eines eingespielten Videos, in dem ein junger Mann eine stärkere Rückkehr zu den traditionellen Geschlechterrollen forderte und dabei auch von der lapidaren Forderung „Jungs müssen sich ruhig mal prügeln“ nicht zurückschreckte. „Das ist Steinzeit“, lautete die drastische Formulierung von Martin Diedenhofen. Diskussionsfreudiger waren die Parteien bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit. „Wir brauchen eine Frauenquote“, ist sich Anna Neuhof sicher, während ihr Kontrahent von der FDP dagegen hält:“ Eine gute Frau braucht das nicht, sie kann durch Leistung überzeugen.“
Nachdem alle Argumente ausgetauscht waren, durften die Schüler Fragen stellen und schließlich über die Qualität der Kandidaten abstimmen. Ein munterer Diskussionsabend war vorbei und viele Schülerinnen und Schüler standen noch zusammen, um untereinander oder mit den Parteienvertretern über den Abend zu sprechen.
Wir danken Frau Cramer und Herrn Suchaneck für die Organisation des Abends.
Text: Herr Krist; Fotos von Herrn Suchaneck – Herzlichen Dank!